Was sind das eigentlich für Kugeln, die vor japanischen Brauereien hängen?


Was sind das eigentlich für Kugeln, die vor japanischen Brauereien hängen?

 

Wenn man durch Japan reist oder sich in der Nähe einer traditionellen Sake-Brauerei aufhält, fällt oft ein besonderes Objekt ins Auge: ein großer, kugelförmiger Ball aus grünen Tannenzweigen, der über dem Eingang hängt. Dieses auffällige und symbolträchtige Objekt wird als "Sugidama" (杉玉) bezeichnet, was wörtlich "Zedernball" bedeutet. Doch was steckt hinter diesem Brauch? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Herkunft, die Bedeutung und die Herstellung dieser faszinierenden Kugeln.

 

Ursprung und Geschichte des Sugidama

 

Die Tradition des Sugidama reicht mehrere Jahrhunderte zurück und hat ihre Wurzeln in der tiefen Verbindung der Japaner mit der Natur und der Sake-Produktion. Die Japanische Zeder (Sugi, 杉) ist ein heiliger Baum in Japan und spielt eine zentrale Rolle in vielen traditionellen Zeremonien.

 

Der Ursprung des Sugidama lässt sich bis in die Edo-Zeit (1603-1868) zurückverfolgen, als Sake-Brauereien begannen, dieses Symbol zu nutzen, um anzuzeigen, dass der frische Sake der neuen Brausaison fertiggestellt war. Es wird angenommen, dass dieser Brauch von den Shintō-Schreinen inspiriert wurde, in denen Zedernzweige für rituelle Zwecke verwendet wurden.

 

Bedeutung und Symbolik

 

Das Sugidama hat eine klare symbolische Bedeutung: Es signalisiert, dass eine neue Charge Sake gebraut wurde. Ursprünglich hängten die Brauereien frisch gebundene Sugidama vor ihren Gebäuden auf, wenn die neue Produktion begann. Zu Beginn ist der Ball leuchtend grün, doch mit der Zeit trocknet das Holz aus und nimmt eine bräunliche Farbe an. Diese Veränderung symbolisiert die Reifung des Sakes: So wie das Sugidama altert und seine Farbe ändert, so entwickelt sich auch der Geschmack des Sakes mit der Zeit.

 

Viele traditionelle Brauereien halten sich auch heute noch an diesen Brauch. Für Sake-Liebhaber und Kenner ist es ein Zeichen dafür, dass die aktuelle Saison begonnen hat und frischer Sake erhältlich ist.

 

Herstellung des Sugidama

 

Ein Sugidama wird aus frischen Zweigen der Japanischen Zeder hergestellt. Der Prozess erfordert einiges an Geschick und Erfahrung.

Die Herstellung erfolgt traditionell in folgenden Schritten:

 

Sammlung der Zedernzweige: Die Zweige werden frisch geschnitten, um ihre intensive grüne Farbe und ihren angenehmen Duft zu bewahren.

 

Binden der Kugelform: Die Zweige werden auf einer kugelförmigen Unterlage befestigt, oft mit Hilfe eines Holz- oder Drahtgerüsts.

 

Sorgfältiges Trimmen: Um eine gleichmäßige Kugel zu erhalten, werden die Äste und Nadeln vorsichtig zurechtgeschnitten.

 

Aufhängen an der Brauerei: Das fertige Sugidama wird traditionell über dem Eingang der Brauerei oder in der Nähe des Haupttores angebracht.

 

Je nach Brauerei können sich Sugidama in ihrer Größe unterscheiden. Einige sind relativ klein, während andere einen Durchmesser von einem Meter oder mehr erreichen können.

 

 

Moderne Verwendung und kulturelle Bedeutung

 

Obwohl sich die Brautechniken in Japan im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, bleibt das Sugidama ein wichtiges Symbol für traditionelle Brauereien. Viele Sake-Hersteller setzen diese Tradition fort, um ihren Bezug zur Vergangenheit und zur Handwerkskunst zu unterstreichen.

 

Darüber hinaus ist das Sugidama nicht nur auf Brauereien beschränkt. Auch einige Sake-Restaurants oder Bars nutzen es als Dekoration, um auf ihr hochwertiges Sake-Angebot hinzuweisen.

 

In einigen Regionen Japans ist das Sugidama sogar zu einem begehrten Souvenir geworden. Touristen, die eine Sake-Brauerei besuchen, können manchmal Miniaturversionen des Sugidama kaufen, um ein Stück japanischer Tradition mit nach Hause zu nehmen.

 

 

Das Sugidama ist weit mehr als nur ein dekoratives Element vor japanischen Brauereien. Es ist ein Symbol für die tiefe Verbindung zwischen Natur, Handwerk und Tradition in der Sake-Herstellung. Von seiner Entstehung in der Edo-Zeit bis zu seiner heutigen Verwendung bleibt das Sugidama ein faszinierendes Element der japanischen Kultur. Wer sich für Sake interessiert oder eine Brauerei besucht, sollte unbedingt auf diese grünen Kugeln achten – sie erzählen die Geschichte einer alten Kunst, die bis heute lebendig geblieben ist.

 

von Bastian 

Go Sake - The Sake Brand